Land Rover Defender Workshop Düsseldorf

Land Rover Defender Workshop Düsseldorf

Renault R12 TS, Bj. 1975

Vor mehr als 3 Jahrzehnten war noch häufiges Schrauben an unseren Fahrzeugen angesagt.  Es waren meist recht betagte Autos. Bei unseren Renaults, meist Renault R12, war Wartung und Reparatur noch recht einfach. Nach dem Studium hatte die Schrauberei ein Ende.

Die Autos kamen aus Zeitmangel und fehlender Möglichkeit zum Schrauben regelmäßig in die Vertragswerkstätten. Bei Neuwagen und umfangreicher Elektronik in der Regel die bessere Wahl für den Werterhalt.

Mit dem Land Rover Defender durch Schottland

Mit dem Land Rover Defender durch Schottland

Auch den Defender habe ich bis jetzt immer zum Land Rover Händler zur Inspektion gebracht.

Gleichwohl interessiert es mich zu verstehen, welche Wartungsarbeiten wie durchgeführt werden, worauf bei der Vorbereitung einer Reise geachtet werden sollte und was mit Bordmitteln unterwegs im Notfall noch selber repariert werden kann.

Land Rover Defender Workshop Düsseldorf

Red Rock Adventures bietet genau dafür einen 2-tägigen Kurs am Wochenende an. Für mich ist die Veranstaltung ein Heimspiel – Red Rock Adventures hat sein Firmengelände auf dem Böhler Areal in Düsseldorf.

Samstag, 20.07.2019 –

Um 10.00 Uhr soll der Kurs beginnen. Deutlich vor der Zeit sind schon alle Teilnehmer da. Aus ganz Deutschland haben sich 10 Teilnehmer in der Werkstatt eingefunden. Diese ist mit allem was das Schrauber Herz begehrt ausgestattet – Hebebühne, Grube, Werkzeug, Druckluft und vielem mehr.

Jeder einzelne wird von Daniela, Jörn und Peter herzlich begrüßt. In der Vorstellungsrunde wird schnell klar, dass einige der Gäste kurz vor einer großen Reise durch Europa, Afrika oder mehr stehen. Spannend!

Peter hat sich draußen unsere Fahrzeuge angeschaut. Der Defender von Reinhold hat es ihm besonders angetan. Reinhold ist gerade von der großen Karpaten Tour aus Rumänien zurück. Dem Fahrzeug sieht man den extremen Geländeeinsatz an, Start verdreckt und Kratzer.

„Dürfen wir Deinen Defender heute für den Kurs verwenden?“ wird Reinhold dann auch gleich gefragt.  Peter setzt noch nach „Ich finde immer etwas!“

Reinhold willigt gerne ein. So wird sein Defender doch nach der intensiven Offroad Tour umgehend einer eingehenden Inspektion unterzogen.

Offroad-Vorbereitung, Wartung und Pflege

Position des Hebebühnenstempels am Rahmen

Position des Hebebühnenstempels am Rahmen

Am ersten Tag geht es um die Vorbereitung des Fahrzeugs für eine Reise sowie Wartung und Pflege.

Peter empfiehlt bei Offroad Reisen jeden Tag nach der Fahrt eine allgemeine Sichtkontrolle des Fahrzeugs. Für die Prüfung werden insbesondere auch die Radhäuser mit einer lichtstarken Taschenlampe untersucht. Sind Beschädigungen erkennbar, hängen evtl. Zweige, Äste oder sonstiger Dreck am oder unter dem Fahrzeug. Wir lernen so auch gleich wo und wie der Dieselfilter beim TD4 getauscht wird (rechtes hinteres Radhaus).

Von Homokineten, Mitnehmern und Steckwellen

Stabilisierung durch hydraulischen Wagenheber

Stabilisierung durch hydraulischen Wagenheber

Für viele von uns sind mache Fachausdrücke noch Fremdworte. Peter führt alle geschickt an die Materie heran.

Ganz zu Anfang stellt er erst einmal klar, dass ein Fahrwerk eines Defenders sich grundsätzlich von dem eines modernen PKWs unterscheidet. Es geht schon bei den Starachsen los. PKWs haben Einzelradaufhängung.

 

Öffnung zum Prüfen des Schmiermittelstands beim Homokineten

Öffnung zum Prüfen des Schmiermittelstands beim Homokineten

Als erstes lernen wir an welchen Punkten am Rahmen die vier Stempel der Hebebühne anzusetzen sind. Zusätzlich wird der Defender mit einem kleinen hydraulischen Wagenheber stabilisiert da die Auflagepunkt am Rahmen ziemlich weit mittig liegen und das Fahrzeug beim Arbeiten dann verstärkt zum wackeln neigt.

 

 

Wir schauen uns jedes Teil des Fahrwerks im Detail an. Peter erklärt und zeigt uns wo und wie gefettet wird. Wie und wo bei den Homokineten der Stand des Schmiermittels zu prüfen ist. Am einfachsten geht dies mit einem langen Stahlnagel, z.B. Hering von einem Zelt. 5 Zentimeter Schmiermittelstand sind in Ordnung.

 

 

Mitnehmer auf Steckwelle

Mitnehmer auf Steckwelle

An der Hinterachse bauen wir ein Rad ab, die Spurverbreiterung sowie den Mitnehmer. Jetzt ziehen wir auch noch die Steckwelle (Steckachse).

Meist befindet sich hinter der Mitnehmerscheibe werkseitig kein Fett.

Peter empfiehlt druckfestes Lagerfett um so die Lebensdauer der Lager deutlich zu erhöhen. Die Mitnehmerscheibe dichtet zur Radnabe mittels einer Papierdichtung ab. Peter ersetzt diese nach sorgfältiger Reinigung der Dichtflächen durch Silikonpaste.

Mitnehmerscheibe mit Gummiabdeckung bei montiertem Rad

Mitnehmerscheibe mit Gummiabdeckung bei montiertem Rad

Mitnehmer demontiert, Steckwelle in der Achse

Mitnehmer demontiert, Steckwelle in der Achse

Steckwelle gezogen

Steckwelle gezogen

Gut gefetteter Mitnehmer

Gut gefetteter Mitnehmer

Silikondichtmasse

Silikondichtmasse

Weiter geht es – Schmiernippel der Kardanwellen, Schaltgetriebe, Verteilergetriebe und Differentiale werden erläutert und Wartungsarbeiten veranschaulicht.

Wir sprechen über den Death Wobble, einem ungewollten und in der Regel urplötzlich auftretendem Aufschaukeln des Fahrzeug durch Mängel im Fahrwerk.

Mittagspause

Jeder Mechaniker braucht eine Pause. Daniela hat bei dem Metzger Ihres Vertrauens Currywurst, Krautsalat und Baguette bestellt. Dazu gibt es Getränke nach freier Wahl.

Die Mittagspause wird selbstverständlich auch zum fachsimpeln und Gedankenaustausch genutzt. Super spannend sich die unterschiedlich ausgebauten Defender anzuschauen. Unser ist der einzige noch im Werkszustand …   Da besteht noch Optimierungspotential, oder?

Ob Hochdach oder Dachzelt wird intensiv diskutiert.

Der Nachmittag

Es geht dann auch gleich intensiv weiter. Wir schauen uns Achs- und Getriebeentlüftungen an. Wichtig für Wasserdurchfahrten.

Das Thema Bremsen wird ebenfalls behandelt. Wir schauen uns den Zustand der Beläge an und lernen die Besonderheit der Defender Handbremse kennen. Die Handbremse wirkt auf die hintere Kardanwelle. Beim Aufbocken sollte deshalb immer das Verteilergetriebe gesperrt werden.

Nun endlich lassen wir den Defender wieder runter.

Viele weitere Themen stehen auf dem Programm. Jetzt erst einmal den Motorraum im Detail inspizieren.

Der Keilrippenriemen hat ein Wartungsintervall von 200.000 Kilometer.  Peter empfiehlt dann auch gleich den Spanner und die Umlenkrollen zu wechseln.

Den Luftfilter nehmen wir zwecks Überprüfung aus dem Luftfiltergehäuse. Dieser Filter ist eindeutig viel zu lange im Einsatz und wird umgehend von Peter getauscht.

Drei Kühler hat der TD4 – ganz vorne der Kühler für die Klimaanlage, dann Turbo und dritter Stelle der Kühler für den Motor.

Insbesondere nach Fahrten im Gelände sind die Kühler von Schmutz zu reinigen. Vorsicht beim Einsatz von Hochdruckreinigern. Es besteht die Gefahr Kühllamellen zu beschädigen.

Jetzt noch kurz die Hydraulik Flüssigkeiten überprüfen. Bremsflüssigkeit ok – in der Kupplungshydraulik ist jedoch schon zuviel Wasser in der Flüssigkeit.

Um 18.00 Uhr sind wir mit dem für heute geplanten Stoff durch. Das war eine ganze Menge. Jetzt erst einmal bei einem Alkoholfreien Bier auf den erfolgreichen Tag anstoßen.

Sonntag, 21.07.2019

Reparaturen im Gelände

Im Workshop II geht es um Selbsthilfe während der Reise.

„Reifenpannen gehörten zu den häufigsten Schäden beim Offroad fahren!“ So leitet Jörn den 2. Tag ein.

Ganz wichtig – bitte keine Felgenschlösser! Falls ja, ist auf jeden Fall der Schlüssel dabei zu haben.

Wir schauen uns unterschiedliche Wagenheber an. Der Defender hat einen hydraulischen Wagenheber.  Auch ein mechanischer Scherenwagenheber ist eine sinnvolle Erweiterung der Ausrüstung. Auf jeden Fall sollte ein zweiter Wagenheber an Bord sein.

Radwechsel beim Defender

Die Räder bei einem Geländewagen können schon ein erhebliches Gewicht haben. Dies ist beim Radwechsel zu berücksichtigen. Ansonsten ist der Radwechsel wie bei jedem anderen Fahrzeug durchzuführen. Wir haben beim Radwechsel bewusst das original Bordwerkzeug eingesetzt. Der vom Werk ausgelieferte Wagenheber wird direkt unter der Achse angesetzt.

  • Reserverad abbauen
  • Mitteldifferenzial sperren
  • Handbremse anziehen
  • Gang einlegen
  • Bremsschuh / Keil
  • Radmuttern lösen
  • Fahrzeug anheben
  • Rad abheben
  • Reserverad mit Montierhebeln anheben und mit der Stirn auf die Radnabe drücken
  • Radmuttern soweit möglich gleichmäßig festziehen
  • Fahrzeug herunterlassen
  • Radmuttern gleichmäßig festziehen (sofern vorhanden einen Drehmomentschlüssel einsetzen)

Loch in der Lauffläche des Reifen

Der Klassiker – eine Schraube oder ein anderes Metallteil hat sich in die Lauffläche gebohrt. Selbst wenn jetzt noch kein Luftverlust auftritt, sollte der Schaden soll schnell wie möglich behoben werden. Im Gelände kann so ein Defekt schnell zu einem lästigen Problem führen.

Jörn führt uns das Reifenreparaturset Bushranger Plugga III vor. Das Objekt wird aus der Lauffläche entfernt. Diese wird anschließend mit der im Set enthaltenen Rundfeile vergrößert. Das Reparaturgummi wird in die Ahle eingefädelt. Loch und Gummi sind mit reichlich Reifenmontagepaste einzustreichen. Dann wird das Reparaturgummi mit entsprechend Kraft in die Bohung eingeführt. Am Schluss bleiben von dem Reparaturgummi die Enden mit einer Länge von ca. 1 Zentimeter stehen. Die Ahle wird jetzt wieder entfernt und das überstehende Gummi abgeschnitten – fertig!

Anmerkung: Für die Reparatur ist das Rad vom Fahrzeug zu demontieren. Evtl. kann beim Vorderrad bei eingeschlagener Lenkung auf die Demontage verzichtet werden.

Ist ein Ventil abgerissen, muss die Reifendecke ausgetauscht werden oder die Reifenflanke genäht werden, so ist die Reifendecke zu demontieren.

Bei schlauchlosen Reifen müssen die Reifenflanken in das Tiefbett der Felge gedrückt werden. Wagenheber auf die Flanke des Reifen setzen und Fahrzeug anheben. Ggf. muss nach und nach der Wagenheber an mehreren Stellen angesetzt werden. Diese Aufgabe muss auf beiden Seiten der Felge durchgeführt werden. Dann geht es mit möglichst langen Montierheben daran die Reifendecke von der Felge abzuheben.

Für die Montage einer neuen oder Instand gesetzten Reifendecke ist reichlich Reifenmontagepaste als Gleitmittel zu verwenden. Auch hier kommen wieder unsere Montierhebel zum Einsatz.

 

 

Ganz spannend wird es jetzt wieder Luft in einen schlauchlosen Reifen zu bekommen. Mit einem kleinen Bordkompressor wird dies gar nicht so einfach. Nach der Montage des Reifens bedarf es einen ordentlichen Luftvolumens um die Reifenflanke wieder an die Felgenhörner zu drücken. Ansonsten wird beim Aufblasen die Luft permanent entweichen.

Ein Spanngurt um die Lauffläche kann helfen den notwendigen Druck zu erzeugen. Reicht dies nicht aus kann im Reifen Inneren Bremsenreiniger zur Verpuffung gebracht werden.

Dazu wird vorab der Ventileinsatz ausgeschraubt. Anschließend wird Bremsenreiniger in den Zwischenraum Reifenflanke und Felge gesprüht. Jetzt noch eine Lunte mit dem Bremsenreiniger sprühen und am Ende anzünden. Haben wir das richtige Gemisch gewählt wird es eine kurze und heftige Verpuffung (Eplosion) geben und die Reifenflanken auf beiden Seiten an das Felgenhorn drücken.

Jetzt den Ventileinsatz einschrauben und den Reifen aufpumpen. Fertig!

Der Hinweis ist vermutlich überflüssig – diese Methode wird stets außerhalb eines Gebäudes angewendet.

Mittagspause

Heute gibt es Frikadellen mit Salaten und Baguette.

Gut gestärkt geht es in das zweiten Teil des Tages.

Schäden im Antriebsstrank

Wir beschäftigen uns mit möglichen Schäden im Antriebsstrang und überlegen wie mit diesen umzugehen ist. Beim Defender lässt sich recht einfach der vordere oder hintere Antriebsstrang bei einem Defekt stilllegen.

Selbstverständlich ist dann das Mitteldifferential zu sperren und das Fahrzeug verfügt danach nur noch über Front- oder Heckantrieb.

Kontrolle der Spur

Spurvermessung im Gelände

Spurvermessung im Gelände

Die Spurstange des Defender liegt hinter der Achse und gilt nicht unbedingt als besonders robust. Beim harten Geländeeinsatz kann durchaus bei Bodenkontakt die Spur verstellt werden

Da beim Defender beide Achsen die gleiche Spurbreite haben, lässt sich die Spur recht einfach kontrollieren. Einfach eine Maurerschnur in Höhe der Radnaben von außen um alle 4 Räder spannen. Liegt die Schnur bei allen Rädern gleichmäßig an, ist die Spur in Ordnung.

Und viele weitere Themen

Defender mit Klappdach

Defender mit Klappdach

Wir beschäftigen uns im weiteren Verlauf des Tages mit dem Motor und dem Auslesen von Fehlern, Sicherungen, dem Flicken eines Kühlers, Abschleppen und vielem mehr.

Am Ende des 2. Tages sind wir bestens mit Wissen und zahlreichen Informationen versorgt. Das gilt es jetzt erst einmal nachzuarbeiten.

Fazit

Der Workshop ist ausgesprochen empfehlenswert. Für jeden Tag gibt es Seminarunterlagen und Fachwissen aus jahrelangen Offroad Reisen. Peter ist Baumaschinenmeister und kennt sich bestens mit Land Rover Defender und Jeep Wrangler aus.

Links

Red Rock Adventures

PETE’S OFFROAD GARAGE

BERGETOOLS.com

 

 

 

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert